"Schon zu Beginn des Projektes war für mich klar, dass ich für den Neubau des Alterszentrums Kehl ein fotografisches Werk aus dem Ort Baden heraus entwickeln wollte. Die Kombination von Erinnerungen an frühere Besuche und verschiedenen Erkundungsspaziergängen weckte in der Folge mein Interesse am beeindruckenden Baumbestand Badens, welcher für das Stadtbild von grosser Bedeutung ist. Diese subjektive Einschätzung wird von der Tatsache gestützt, dass die Stadtverwaltung über einen Baumkataster verfügt, in welchem der Zustand und die Pflegemassnahmen von rund 2400 Bäumen festgehalten werden.
Wichtige Grünanlagen entstanden gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Während die Parkanlagen der Villen Boveri und Langmatt (um 1900) auf Baden als Fabrikstadt hinweisen, erzählen monumentale Platanenreihen entlang der Limmat und die Bäume des Kurparks (um 1880) einen Teil der Geschichte Badens als Kurort.
Obwohl Bäume die Identität eines Ortes wesentlich mitprägen, werden sie wohl meist nur fragmentarisch und unbewusst wahrgenommen. Für das «Kunst am Bau»-Projekt hat es mich deshalb interessiert, ausgewählte Bäume Badens mittels einer Fachkamera aus ihrer bekannten Umgebung herauszulösen und in ihrer vollen Ausdehnung als grossformatige Schwarz-Weiss-Fotografien zu präsentieren. Fasziniert von ihrer skelettartigen Wintererscheinung, von ihren feinen Verästelungen, habe ich mich entschieden, die Aufnahmen im Frühling unmittelbar vor dem Spriessen der ersten Blätter zu machen. Die Platzierung der Werke erfolgt in den sechs Gemeinschaftsräumen, jeweils am Übergang vom ein- zum zweigeschossigen Bereich.
Werden die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner die Bildsituationen erkennen, mit ihnen allenfalls Erinnerungen verbinden oder sehen sie vor allem die Schönheit der Bäume – losgelöst von Ort und Geschichte?"
Georg Aerni